Die Diagnose Bluthochdruck erwischt viele Frauen nach der Menopause eiskalt. Dabei ist sie ab jetzt keine Seltenheit mehr. Erfahre, woran das liegt und was du deinem Körper Gutes tun kannst, um die Blutdruckwerte zu regulieren.
Bei Bluthochdruck, medizinisch „Hypertonie“, denken viele zuerst an leicht cholerische Männer mit knallroten Köpfen. An Frauen, die mitten im Leben stehen, hingegen selten. Gerade dann, wenn in all den Jahren zuvor der Blutdruck normal – oder vielleicht sogar niedrig – war, ist die Überraschung oft groß, wenn die Diagnose plötzlich „Bluthochdruck“ lautet. Dass der Blutdruck in den Wechseljahren verrückt spielt, ist aber keine Seltenheit. Damit es dich nicht unvorbereitet erwischt, erfährst du in diesem Artikel:
Jeden Tag pumpt das Herz bis zu 10.000 Liter Blut durch unsere Gefäße und versorgt damit Organe und Zellen mit Nährstoffen und Sauerstoff. Dabei entsteht von innen ein Druck auf die Gefäß-Innenwände: der Blutdruck.
Die Druckkraft ist abhängig von verschiedenen Faktoren:
Beim Messen werden immer zwei Werte erhoben: der systolische und der diastolische Wert:
Gemessen wird immer in „Millimeter Quecksilbersäule“, abgekürzt mmHg.
Als perfekter Wert wird bei Erwachsenen ein Blutdruck von 120/80 mmHg bezeichnet, alles knapp darüber gilt auch noch als normal. Liegt der Wert dauerhaft über 140/90 mmHg, spricht man von Bluthochdruck, auch Hypertonie genannt.
Tritt ein erhöhter Wert auf, wird für gewöhnlich in einer 24-Stunden-Langzeitblutdruckmessung der Verlauf sowie ein Mittelwert ermittelt, um eine bessere Einschätzung zu bekommen. Der Mittelwert aus Tag und Nacht sollte unter 130/80 mmHg liegen, um Bluthochdruck auszuschließen.
Ein einmal erhöhter Blutdruck heißt also noch lange nicht, dass man krank und behandlungsbedürftig ist. Kurze Spitzen sind normal und gerade mit zunehmendem Alter können Blutdruckwerte leicht steigen, ohne dass gleich ein krankhafter Bluthochdruck vorliegt. Wichtig ist hier der geschulte Blick und das Gespräch mit der Ärztin.
Bluthochdruck bereitet keine Schmerzen und oft treten keine Symptome auf, die frühzeitig vor ihm warnen. Er stellt deshalb eine „stille Gefahr“ dar, da viele Menschen sich trotz hohem Blutdruck jahrelang wohl und leistungsfähig fühlen. Kommt dann, häufig zufällig, die Diagnose, ist es doppelt schwer, sich umzustellen: Kein Schmerz – kein Leidensdruck – weniger Eigeninitiative zum Handeln und langfristigen Umdenken.
Doch genau diese Schmerzlosigkeit ist trügerisch. Denn ist der Druck anhaltend zu hoch, entstehen Schäden an den Gefäßwänden und es kann zu Arteriosklerose (Arterienverkalkung) kommen. Je höher der Blutdruck ist und je länger er unerkannt in seiner vollen Druckkraft bleibt, desto größer ist auch das Risiko, einen Schlaganfall zu erleiden. Experten gehen davon aus, dass das Schlaganfall-Risiko mit zunehmendem Blutdruck kontinuierlich bis auf das Fünffache ansteigt.
Im Verlauf der Erkrankung kann es darüber hinaus zu anderen Schäden an wichtigen Organen wie Gehirn, Herz, Nieren und Augen kommen. Auch wenn es also schwerfällt, solange man sich gut und fit fühlt: Ein erhöhter Blutdruck sollte nie auf die leichte Schulter genommen werden!
Frauen haben in der Regel bis zum Alter von etwa 50 Jahren einen etwas niedrigeren Blutdruck als gleichaltrige Männer und sind entsprechend deutlich seltener von Bluthochdruck betroffen. Nach den Wechseljahren ändert sich das jedoch sprunghaft: Wenn Frauen in die Wechseljahre kommen, verdoppelt sich ihr Risiko für Bluthochdruck. Laut Deutscher Hochdruckliga entwickelt mehr als die Hälfte der Frauen in den ersten Jahren nach der Menopause eine Hypertonie.
Ursache dafür sind vor allem die Veränderungen der Sexualhormone: Östrogen wirkt blutdrucksenkend, verhindert Umbauprozesse in den Gefäßen und schützt so vor Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Sinkt der Östrogenspiegel ab der späten Perimenopause allmählich bzw. fällt in der Postmenopause deutlich ab, entfällt diese blutdrucksenkende Schutzwirkung.
Gleichzeitig lagern Frauen in den Wechseljahren verstärkt Fett in der Bauchregion ein. Dieses viszerale Bauchfett ist besonders gefährlich, da es sehr stoffwechselaktiv ist. Es bilden sich dort vermehrt Botenstoffe, die verschiedene Prozesse im Körper beeinflussen. So werden unter anderem Entzündungsprozesse in Gang gesetzt, die Insulinresistenz begünstigt und Gefäß-Ablagerungen gefördert, die den Blutdruck zusätzlich steigen lassen.
Die gute Nachricht: Oft genügt eine Veränderung des Lebensstils, um den Blutdruck wieder auf normale Werte zu senken. Lässt sich das nicht umsetzen oder bleibt der Blutdruck trotzdem hoch, werden blutdrucksenkende Medikamente verschrieben. Ab wann dies geschieht, hängt nicht nur von den gemessenen Werten ab, sondern auch vom individuellen Risikoprofil.
Besonders bei Vorerkrankungen – etwa Diabetes, Herzkreislauf-Erkrankungen oder bei bestehenden Organschädigungen – ist es wichtig, den Blutdruck rasch auf den Normalbereich zu senken. Aber auch Rauchen, Übergewicht oder hohe Cholesterinwerte erhöhen die individuelle Gefahr.
Die weniger gute Nachricht: Bei Frauen ist der Bluthochdruck bisher deutlich weniger erforscht als bei Männern. Denn bislang wurden nur wenige Frauen in klinische Studien miteinbezogen. So werden Frauen und Männer häufig noch immer mit denselben Medikamenten behandelt, obwohl mittlerweile bekannt ist, dass Wirkung und Nebenwirkungen geschlechtsspezifisch verschieden ausfallen können. Diverse Medikamentengruppen – darunter einige Kalziumantagonisten, manche Betablocker, Diuretika und ACE-Hemmer – führen bei Frauen häufiger zu Nebenwirkungen. Also sprich deine Ärztin hier ruhig gezielt drauf an.
Studien über den Einsatz von Hormonersatztherapie bei Bluthochdruck liefern bisher keine eindeutigen Ergebnisse. Zwar wird das blutdrucksenkende Östrogen supplementiert; je nach Zusammensetzung des Präparates und Applikationsform steigt der Blutdruck zum Teil dennoch leicht an. Bioidentische Hormone und transdermale Anwendung sind definitiv zu bevorzugen, wenn du ein erhöhtes kardiovaskuläres Risiko hast. Besprich gezielt mit deiner Ärztin, ob eine Therapie mit (bioidentischen) Hormonen für dich infrage kommt.
Wie immer gilt: Wir sind alle ganz verschieden, sodass unsere Körper auch unterschiedliche Behandlungspläne brauchen. Und leider, so gemein es ist, gibt es Frauen, die genetisch „Pech“ haben und unter hohem Blutdruck leiden, obwohl sie alle Punkte beachten. Lass dich in diesem Fall nicht als „faul“ oder „inkonsequent“ stigmatisieren, sondern fokussiere dich lieber auf all das, was du schon für deinen Körper tust. Wer weiß, wie hoch deine Werte ohne all diese Bemühungen wären.
Spätestens ab 45 solltest du deinen Blutdruck regelmäßig – das heißt mindestens zweimal im Jahr – im Rahmen eines Check-Ups messen lassen. So kann ein Anstieg rechtzeitig bemerkt werden und Langzeitrisiken durch unerkannte Verschleppungen minimiert werden.
Übrigens: Kurze Blutdruckspitzen in Kombination mit Hitzewallungen oder Herzrasen sind zwar äußerst unangenehm, aber durchaus typisch für die Wechseljahre. Sie stellen kein Risiko für dein Herz oder deine Gefäße dar.
Bei 90–95 % der Patientinnen mit Bluthochdruck liegt eine sogenannte essenzielle oder primäre arterielle Hypertonie vor. Dies bedeutet, dass keine weitere Erkrankung als Ursache infrage kommt. Bevor diese Diagnose gestellt wird, sollten mögliche Ursachen aber ausgeschlossen werden. Das geht mittels:
Diese Untersuchungen sind wichtig, weil der hohe Blutdruck nicht isoliert behandelt wird, sondern in Zusammenhang mit weiteren Risikofaktoren und Schäden, die der Bluthochdruck gegebenenfalls bereits angerichtet hat. Entscheidend ist auch ein Blick auf die Nieren, da sie ebenfalls einen Einfluss auf unseren Blutdruck haben.
Häufigster Grund für Bluthochdruck ist ein ungesunder Lebensstil, insbesondere ein zu wenig an Bewegung und ein zu viel an Gewicht. Das Gute an Sport: Studien zufolge ist der blutdrucksenkende Effekt des Sports bei Patienten mit systolischem Blutdruck über 140 mmHg sogar vergleichbar mit der Wirkung von blutdrucksenkenden Medikamenten!
Für Blutdruck und Herzgesundheit ist Ausdauertraining perfekt. Am besten mehrmals die Woche 30–45 Minuten Ausdauertraining fürs Herz. Ganz wichtig: kläre das für dich geeignete Training bei hohen Werten zuerst mit deiner Ärztin ab.
Wenn du lange keinen Sport gemacht hast, dann starte moderat: Um ins Training zu kommen, reicht erstmal straffes Gehen, Schwimmen, Walken oder Nordic Walking. Es geht hauptsächlich darum, das Herz-Kreislauf-System mal wieder wach zu „kitzeln“ und nicht ums Power-Workout.
Die mediterrane Küche ist ideal bei Bluthochdruck. Damit sind nicht Pizza und Pasta gemeint, sondern viel Gemüse, Obst, Fisch und gute Öle. Auch unser Ernährungskonzept der Simple 7 ist an die Mittelmeerküche angelehnt und um ein paar weitere wichtige Nährstoffe ergänzt. Als „natürliche Blutdrucksenker“ gelten Olivenöl, Knoblauch, Feldsalat, Grünkohl, Sellerie, Petersilie, Spinat, Rote Bete, Granatapfel, Spargel, Hülsenfrüchte, Aprikosen, Rhabarber, Pistazien, Walnüsse, Kokosmilch, fetter Fisch und Tomatenmark. Oder etwas allgemeiner: Alles, was reich an Kalium, Omega-3-Fettsäuren, Polyphenolen, Ballaststoffen, Magnesium und Nitrat ist.
Ein Wort zum Thema Salz: Rund 50 Prozent der Bluthochdruck-Patienten sind salzempfindlich. Das heißt, dass bei ihnen Salzkonsum ganz besonders auf den Blutdruck schlägt. Ersetze Salz beim Kochen einfach größtenteils durch andere Kräuter und Gewürze.
Viel wichtiger ist aber: Meide Fertigprodukte, Gepökeltes und Wurst und sei achtsam beim Genuss von Brot, Brötchen und Käse. Bis zu 80 Prozent der täglichen Salzmenge nehmen wir über Fertigprodukte und gesalzene Lebensmittel zu uns und nicht über den Salzstreuer. Insgesamt sollte der Salzverzehr bei maximal fünf Gramm täglich liegen, allein eine Fertigpizza hat zwischen 5 und 8 Gramm.
Befindet sich der Mensch in einer belastenden Situation, werden Stresshormone wie Adrenalin und Noradrenalin ausgeschüttet. Diese sorgen für die Aktivierung des sympathischen Nervensystems, welches wiederum einen gesteigerten Blutdruck verursacht. Bei kurzfristigem Stress ist das sinnvoll und gesundheitlich unbedenklich. Hört der Stress durch Dauerbelastungen aber nicht auf, erfolgt eine andauernde Bereitstellung der Hormone. Ergo: Der Blutdruck ist ständig erhöht. Man spricht von stressbedingter Hypertonie.
Und auch andersherum gilt natürlich: Leidest du eh schon – aus welchem Grund auch immer – unter Bluthochdruck, solltest du deine Werte durch ständige Anspannung und Überlastung nicht noch weiter pushen.
Stress zu minimieren ist nicht immer leicht im Alltag. Denn es ist ja nicht nur das Offensichtliche, sondern auch Sorgen, Ängste und all der viele Kleinkram in unserem Kopf. Vielleicht können dir unsere 5 Tipps für den Umgang mit Stress erste Impulse geben.
Klar, dass Rauchen generell ungesund ist, weiß jede Raucherin selbst. Aber wie genau hängt das eigentlich mit dem Blutdruck zusammen? Durch das Rauchen erhöht sich der Herzschlag und die Gefäße verengen sich sofort. Beides bewirkt unmittelbar eine Erhöhung des Blutdrucks. Das Herz muss häufiger und stärker pumpen, um die kleinen, engen Blutgefäße zu erreichen.
Der Sauerstoffgehalt im Blut ist durchs Rauchen ebenfalls reduziert. Daher versucht der Körper, die Versorgung durch einen schnelleren Herzschlag zu sichern. Zudem verursachen die Giftstoffe aus der Zigarette kleine Verletzungen an der innersten Schicht der Blutgefäße. Ablagerungen (Arteriosklerose) entstehen und verengen die Gefäße zusätzlich. Also, auch wenn die Sucht groß ist: Ist dein Blutdruck erhöht, dann gib alles, um endlich aufzuhören. Raucher haben ein 65 % höheres Herzinfarktrisiko als Nichtraucher.
Auch wenn die Studienlage hier noch recht dünn ist: Erste wissenschaftliche Studien zeigen, dass „dampfen“ oder die E-Zigarette keine „gesündere“ Alternative zum Nikotin sind.
Es gibt natürlich nicht den einen Supertrick. Meist sind es aber schon Kleinigkeiten, die den Bluthochdruck in den Wechseljahren zumindest schon mal in die richtige Richtung lenken können:
Ein gesundes Herz, ein Leben lang! Mit und nach den Wechseljahren wird die Herzgesundheit für Frauen zur Top Priorität. Erfahre warum das so ist und was man alles für ein gesundes und starkes Herz bis ins hohe Alter tun kann.
Joggen, Radfahren, Spazierengehen: Bewegen tun wir uns alle. Doch damit auch dein Herz davon wirklich profitiert, muss das Herz-Kreislauf-System regelmäßig in Schwung kommt. Gerade für Frauen ab 40 ist das besonders wichtig.
Sie fallen oft bei der Routinekontrolle in der Arztpraxis auf: zu hohe Cholesterinwerte. Warum erhöhte Cholesterinwerte gefährlich werden können und wie du dein Cholesterin senken kannst, verraten wir dir in diesem Artikel.