Gegen all die Symptome von Perimenopause und Postmenopause - ist da nicht ein Kraut gewachsen? Quasi Hormontherapie in pflanzlich? Gibt es pflanzliche Mittel, die Wechseljahresbeschwerden wie Hitzewallungen, Nachtschweiß und Co. abmildern oder gar verschwinden lassen? Wir schauen, welche Pflanzen Linderung für unsere Frauenprobleme versprechen.
Verschiedenste Pflanzen werden teils seit Jahrtausenden in der klassischen Naturkunde zur Linderung von Beschwerden in den Wechseljahren eingesetzt – Hormontherapie auf die pflanzliche Art. Im Indischen Ayurveda, der Traditionellen Chinesischen Medizin (TCM), der traditionellen Russischen Medizin, bei Urvölkern in Lateinamerika aber auch bei uns in Europa - durch Hildegard von Bingen, Paracelsus oder Kneipp. Dank Globalisierung sind mittlerweile all diese verschiedensten Kräuter, Knollen, Adaptogene, Vitalpilze, Beeren und Gewürze bei uns erhältlich.
Gehen wir zuerst auf zwei entscheidende Fragen ein:
Sind es Schlafstörungen, die zu schaffen machen? Sind es Hitzewallungen, Konzentrationsstörungen oder Nachtschweiss? Oder natürlich jedes andere der über 30, durch die hormonellen Umstellungen möglichen Symptome. Ist die Ursache hormonell bedingt? Beispielsweise können Schlafstörungen in der Perimenopause hormonell bedingt sein, aber auch unzählige andere Gründe wie falsche Ernährung und Schlafhygiene haben. Dann muss natürlich auch der Ansatzpunkt ein anderer sein. Liegen jedoch hormonelle Ursachen vor, kann eine "pflanzliche Hormonersatztherapie" eine Option sein.
Eher in der frühen Perimenopause? Oder in der Menopause mit Tendenz zur Post-Menopause? Das muss man nicht zu 100% akkurat wissen, denn die Übergänge sind fließend, von Frau zu Frau super unterschiedlich und auch nur schwer exakt zu ermitteln, vor allem in der Perimenopause.
Eine grobe Einstufung ist dennoch sinnvoll, denn je nach Phase der Wechseljahre dominieren jeweils andere Hormonkonstellationen. Und einige pflanzliche Helferlein können darauf abgestimmt werden. Grob unterscheiden sich:
Also, bist du in der Perimenopause oder Menopause/ Postmenopause? Mit dieser Erkenntnis gewappnet, fällt die Auswahl geeigneter pflanzlicher Mittel für die Wechseljahre nun gleich viel leichter!
Wie ihr nun wisst, geht die Perimenopause häufig mit zu hohem Östrogen und vergleichsweise niedrigem Progesteron einher. Ziel sollte es daher sein, den Körper beim Abbau von überschüssigem Östrogen zu unterstützen. Ihm helfen dabei gut funktionierende Entgiftungsorgane wie Leber & Niere und ein fitter, mit Ballaststoffen, Präbiotika und Probiotika gestärkter Darm. Hilfreich sind natürlich auch Pflanzen, die den Progesteronhaushalt regulieren.
Neigt sich die Perimenopause dem Ende, die Blutung bleibt aus und es geht in Menopause und dann Post-Menopause über - kommt die Zeit der Phytoöstrogene. Die können den natürlichen Öströgenabfall zwar nicht aufhalten - dazu haben sie zu wenig "Potenz" - aber sie gestalten den Übergang für den Körper sanfter.
Schon gewusst? Sämtliche andere Säugetiere (bis auf diese vier Wal-Arten) erleben keine Post-Menopause. Ist es mit ihrer Fruchtbarkeit vorbei, sterben sie. Wir nicht. Unser Körper kommt mit wenig Östrogen & Progesteron klar. ABER: Er muss sich an das neue Hormon-Tal erstmal gewöhnen. Dabei können und sollten wir ihn unterstützen! Indem wir achtsamer sind, ihm weniger Stress und mehr Schlaf gönnen, ihn gut nähren, bewegen und ihm mit kleinen pflanzlichen Helferlein bei der Anpassung zur Hand gehen.
Mönchspfeffer (Vitex agnus-castus, engl. Chasteberry) ist ein Phytoprogesteron, also eine Pflanze mit Progesteron-Charakter und wird daher eher bei Östrogendominanz in der Perimenopause bevorzugt.
Frauenmantel (Alchemilla vulgaris) ist bereits seit dem Mittelalter als Heilpflanze bekannt. Wirksam sind die im Kraut enthaltenen Gerbstoffe. Frauenmantel wird bei Menstruationsproblemen (PMS) und als pflanzliche Alternative zur Hormontherapie in den Wechseljahren eingesetzt - aber auch bei leichteren Problemen mit dem Magen-Darm-Trakt und zur Wundheilung.
Im Samen der Mariendistel (Milk Thistle) findet sich Silymarin, was durch seine schützende Wirkung auf die Leber helfen kann, das hormonelle Gleichgewicht zu unterstützen. Denn überschüssige Hormone werden über Leber und Darm entgiftet und ausgeschieden. Eine Studie zeigte positive Effekte bei Hitzewallungen.
Ein weiteres Phytoprogesteron ist die Yamswurzel mit dem Wirkstoff Diosgenin, der als Basis zur Herstellung von bioidentischem Progesteron dient. Yams kann der Körper nicht selbstständig in Progesteron umwandeln, dies erfolgt in mehreren Schritten bei der Wirkstoffherstellung bioidentischer Hormonprodukte. Die progesteronähnliche Wirkung kann in der Perimenopause aber dennoch hilfreich sein.
Eine Metastudie aus dem Jahre 2015 zeigte positive Effekt von Rotklee bei Hitzewallungen und auf andere Symptome der Menopause. Wie signifikant dieser Einfluss ist, ist nicht 100% klar. Im Rotklee dominieren die östrogenen Bioflavonoide Biochanin A und Formononetin - Vorstufen der Isoflavone Genistein und Daidzein. Rotklee Extrakt ist für die Meisten unbedenklich. Diejenigen, die eine Vorgeschichte mit hormonempfindlichen Krebsarten wie Brustkrebs haben, sollten vor Einnahme mit ihrem Arzt sprechen. Das gleiche gilt, wenn Schilddrüsenmedikamente genommen werden.
Isoflavone kommen neben Rotklee unter anderem von Natur aus in Soja vor. Studien belegen hier positive Effekte bei Hitzewallungen. Der Unterschied zum Rotklee liegt hauptsächlich in der Art der Art der Isoflavone: Die in Soja enthaltenen Isoflavonen sind überwiegend Genistein and Daidzein.
Die Traubensilberkerze (Black Cohosh) zeigte in Studien positive Effekt u.a. bei Hitzewallungen. Die Pflanze wirkt nicht phytoöstrogen, sondern zentral im Gehirn an den Rezeptoren der Neurotransmitter Serotonin und Dopamin. Pflanzliche Mittel gegen Wechseljahrsbeschwerden mit Traubensilberkerze können mit Bluthochdruckmedikamenten interagieren. Wenn du also solche Medikamente einnimmst, halte auf jeden Fall Rücksprache mit deinem Arzt.
Im Englischen Evening Primrose Oil genannt: es wird aus den Samen der Nachtkerze hergestellt, ist reich an Linolsäure (LA) und Gamma-Linolensäure (GLA). Das Öl zeigte in Studien leichte Besserungen von Hitzewallungen - die Hitzewallungen wurden weniger stark und kürzer. Nachtkerzensamenöl ist gut verträglich und nebenwirkungsfrei.
Im Hopfen ist das Flavonoid 8-Prenylnaringenin enthalten, was als Phytoöstrogen eingestuft wird. In einer finnischen Studie zeigte sich bei Frauen in den Wechseljahren eine Verringerung der Hitzewallungen und der nächtlichen Schweißausbrüche. Hopfen scheint auch bei Blähungen und Verdauungsstörungen zu unterstützen.
Viele kennen Salbei als natürliches Mittel bei Husten oder Verdauungsproblemen. Salbei wirkt schweißhemmend und reguliert die Körpertemperatur. Salbei bitte nicht zu hoch dosieren, da er mit Diabetesmedikamenten interagieren kann. Das trifft natürlich nicht auf in Maßen getrunkenen Salbeitee zu.
Lignane sind auch Phytoöstrogene und finden sich in besonders hohen Konzentrationen in Leinsamen. Die Lignane aus geschroteten Leinsamen werden im Darm zu schwach östrogen-aktiven Substanzen umgewandelt. Essen wir ganze Leinsamen, passieren sie unverdaut den Magen-Darm-Trakt. Studien zeigten signifikante, wenn auch leichte, Effekte bei Menopausen-Symptomen.
Sich an den körpereigenen Östrogenspiegel anpassend, wirken Lignane in der Post-Menopause als schwaches Östrogen. Lignane kommen auch in Getreide, Mais, Gemüse und Obstsorten vor.
Einen Top Lignane-Gehalt haben neben Leinsamen auch Kürbiskerne, Roggen, Gerste, Nüsse, Brokkoli, Oliven und Erdbeeren.
Alle drei sind adaptogene Pflanzen, die bei diversen Menopause-Beschwerden unterstützen können. Adaptogene wie Maca, Ashwagandha oder Schisandra wirken auf molekularer Ebene, indem sie das Gleichgewicht zwischen Hypothalamus, Hypophyse und Nebennieren regulieren. Sie unterstützen den Körper im Umgang mit Stress, helfen einige der Stressreaktionen zu mildern und starke Schwankungen auszugleichen.
Diese vier pflanzlichen Mittel werden oft in den Wechseljahren genommen. Sie haben eine beruhigende Wirkung, unterstützen so primär den Schlaf und beruhigen den Körper und Geist, was bei Hitzewallungen unterstützend wirken kann.
Pflanzliche Hormontherapie? Peggy klärt auf.
Abseits der Hormonphasen gilt wie übrigens immer: Jede Frau ist individuell, die Effekte von Pflanzenextrakten daher sehr unterschiedlich. Einfluss haben zudem nicht allein die Hormone, sondern unter anderem auch die Bakterienvielfalt das Darm-Mikrobioms, Lebensstil (Ernährung, Stress, Schlaf, Sport), Gewicht, Erkrankungen, Intoleranzen und Medikamente.
Klingt kompliziert? Nicht wirklich. Unser Körper ist ein kleines Wunderwerk, mit ganz individuellen Bedürfnissen. Für uns heißt das: Geduldig ausprobieren, was ihm gut tut und worauf er reagiert. Vor allem ganzheitlich vorgehen, denn kein Kräuterlein oder keine einzelne Superfood-Beere kann eine gesunde Lebensweise und Ernährung in den Wechseljahren ersetzen. Aber natürlich ergänzend unterstützen!
Im Darm werden die Phytoöstrogene - aus Soja, Rotklee, Lignanen, Hopfen & Co. - durch Enzyme in für unseren Körper wirksame Stoffe umgewandelt. Wie gut das funktioniert, wie gut Phytoöstrogene wirken können, bestimmt also maßgeblich die Gesundheit unseres Darm-Mikrobioms!
Antibiotika, Leaky Gut, Reizdarm und andere Dysbalancen im Verdauungstrakt haben einen negativen Einfluss auf die Aufnahme und Umwandlung - reichlich Gemüse, Probiotika, Ballaststoffe, Präbiotika, Vitamine und gesunde Omega 3 Fette unterstützen unsere Darmgesundheit positiv!
Pflanzenextrakte unterstützen sanft. Die pflanzlichen Mittel sind daher nicht mit der Wirkung einer medikamentösen Hormonersatztherapie vergleichbar, bei der isoliert synthetische oder bioidentische Hormone verabreicht werden. Die meisten pflanzlichen Mittel eignen sich aber auch zur zusätzlichen Unterstützung bei einer Hormonersatztherapie.
Effekte können bei pflanzlichen Extrakten schon mal 3-4 Wochen auf sich warten lassen. Gib deinem Körper Zeit, am besten circa zwei bis drei Monate.
Wichtig zu wissen ist auch, dass Pflanzenextrakte allein nicht jegliche Beschwerden auf einmal lösen, sondern sie unterstützen in Kombination mit gesunder Ernährung und Lebensstil. Da auch pflanzliche Produkte mit Medikamenten interagieren können, sollte ihre Einnahme, bei allen, die Medikamente nehmen oder die anderweitig gesundheitlich vorbelastet sind, vorab mit dem Arzt besprochen werden.
Naturheilkunde für die Wechseljahre
Wir sprechen mit Dr. med. Özgür Cesur über ganzheitliche Ansätze & pflanzliche Mittel für die Wechseljahre. Vor allem bei Hitzewallungen & Nachtschweiß, v.a. wenn Krebserkrankungen vorlagen. Ein spezieller Fokus liegt auf dem oft tabuisierten Gebiet von Scheide & Libido.
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